Weißenburg

Weißenburg

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I
Weißenburg,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Weißenburg, französisch Wissembourg [visã'buːr], Stadt im Unterelsass, Département Bas-Rhin, Frankreich, 158 m über dem Meeresspiegel, an der Lauter nahe der deutschen Grenze, 7 400 Einwohner; Museum; Maschinenbau, Baustoffindustrie; Fremdenverkehr.
 
 
Gut erhaltenes Stadtbild des 16. und 17. Jahrhunderts; von der Benediktinerabtei steht noch die gotische Kirche Saint-Pierre-et-Paul (13.-14. Jahrhundert; Turmreste des 11. Jahrhunderts; Glasfenster des 13.-15. Jahrhunderts); evangelische Pfarrkirche Saint-Jean (15. und 16. Jahrhundert; Vierung und Turm aus staufischer Zeit); Salzhaus (15./16. Jahrhundert) mit mehrstöckigem Dach. Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
 
 
Neben der Benediktinerabtei des 7. Jahrhunderts (1522-23 in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, 1789 aufgehoben) entstand die heutige Stadt, 1306 als Reichsstadt bezeugt. Sie gehörte zur elsässischen Dekapolis und wurde im Frieden von Rijswijk 1697 Frankreich zugesprochen.
 
 
 2) Weißenburg i. Bay., Große Kreisstadt in Bayern, Verwaltungssitz des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, 418-633 m über dem Meeresspiegel, am Rand der südlichen Fränkischen Alb, 17 900 Einwohner; Römer-, Apotheken-, Reichsstadtmuseum, Kaadener Heimatstuben, Freilichtbühne; Kunststoffindustrie, Aluminium-, Holzverarbeitung, Drahtwerk, Schreibgeräteherstellung, Bau von Wasserturbinen und Katalysatoren, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie, Brauereien, Marmorbrüche. - Neben dem römischen Alenkastell im Westen (auf dem Kesselfeld; Kastell Biriciana mit rekonstruiertem Nordtor) gab es kurzzeitig auch ein Römerkastell im Osten (auf der Breitung). Von der Zivilsiedlung ist eine große Thermenanlage (1.-3. Jahrhundert) konserviert; 1983 wurde das Römermuseum eröffnet, u. a. mit dem Münzschatz von Weißenburg und dem 1979 hier entdeckten, wohl zu einem Tempel gehörenden Hortschatz (bronzene Götterstatuetten, silberne Votivtafeln, Gesichtshelme u. a., 2. Jahrhundert n. Chr.). Die gut erhaltene mittelalterliche Stadtbefestigung schließt das Ellinger Tor (14.-16. Jahrhundert) und das Spitaltor (im Kern 14. Jahrhundert, 1729 barockisiert) ein. Das gotische Rathaus (1470-76, Turm 1567) steht an der Gelenkstelle der beiden rechtwinklig zueinander liegenden Marktplätze. Gotische evangelische Pfarrkirche Sankt Andreas (14.-16. Jahrhundert, Turm 1459-65); ehemalige Karmeliterkirche (im Kern 14. Jahrhundert, heute Kultur- und Tagungszentrum) mit gotischen Wandgemälden im Chor (»Kümmernis«, um 1400). - Östlich oberhalb von Weißenburg liegt die Wülzburg, eine 1588 ff. über einem Benediktinerkloster des 11. Jahrhunderts erbaute Festung (Fünfeck) mit dreigeschossigem Schlossbau. - Im Gefolge des um 90 n. Chr. angelegten römischen Kastells Biriciana erwuchs eine regional bedeutende Zivilsiedlung. Sie wurde 253 durch die Alemannen zerstört. Um 500 entstanden mit einem alemannisch-merowingischen Dorf, einem fränkischen Königshof und einer Ansiedlung königlicher Dienstmannen die drei Siedlungskerne der späteren Stadt (867 Ersterwähnung des Namens Uuizinburc). Im 11./12. Jahrhundert entwickelte sich Weißenburg zur ummauerten Stadt, im 13./14. Jahrhundert zur Reichsstadt. 1524 hielt die Reformation in Weißenburg Einzug. 1802 verlor Weißenburg die Reichsfreiheit und wurde, nach Zugehörigkeit zu Preußen (1804-06), bayerische Landstadt; 1863-1972 war die Stadt kreisfrei.
 
 
Reichsstädte in Franken, hg. v. Rainer A. Müller, 3 Bde. (1987);
 
Die großen Thermen von W. i. Bay., bearb. v. H. Koschik u. a. (1992);
 
Der Röm. Tempelschatz von W. i. Bay., bearb. v. H.-J. Kellner u. a. (1993);
 H.-J. Kellner u. G. Zahlhaas: Der röm. Schatzfund von W. (31997).
 
II
Weißenburg,
 
Otfried von, Theologe, Lehrer und Dichter, Otfried, O. von Weißenburg.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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